Manne Gelmar
Über mich
Eines schönen Tages irgendwann in der Mitte der 70er Jahre fiel mein Blick auf den Tank eines Motorrads. Er war mit einem aufwendigen und individuellen Airbrush gestaltet, dass mich aufgrund seiner Farbkombination und Technik begeisterte. Nach intensiver Betrachtung geisterte das Design in den darauffolgenden Tagen durch meine Erinnerung, sodass ich schließlich nicht anders konnte, als mir ein Airbrush-Set für Einsteiger zu kaufen. Wie von selbst wandelten sich meine Feierabende in Abende in der Garage meines Vaters, an denen ich stundenlang mit Begeisterung probierte, sprühte und mit meinen Freunden zusammen studierte.
Auf erste Testläufe an meinem eigenen Moped folgten schnell Designs auf den Motorrädern von Freunden und Bekannten. So betrieb ich einige Jahre mein Hobby nebenberuflich. Da die Nachfrage stieg und ich jede freie Minute mit Farben, Hausmitteln und chemischen Stoffen, für das noch ausgefallenere Design experimentierte, spielte ich mit dem Gedanken mein Hobby zum Beruf zu machen. Nach einigen Zweifeln, war ich schließlich ein Autodiktat, dem zwar die Lebensweise eines Künstlers gefiel, der sich das alles aber auch nicht so recht vorstellen konnte, wagte ich den Sprung und ließ mich 1986 offiziell als Künstler registrieren. Der Airbrusher „Manne Gelmar“ war geboren.
Zu Beginn arbeitete ich in einer Komunenwerkstatt in der ich Anfang der 90er als einziger übrig war und hatte somit mehr Platz und Ruhe. Mit den Jahren kamen Mitarbeiter dazu, die mich anfangs bei meinen Aufträgen in der Motorradszene, sowie bei der Wandmalerei in Discos und auf Trucks, mit Lackierarbeiten unterstützten. Meiner Frau Claudia die schon anfangs das bürokratische Chaos eines Künstlers nicht sehen konnte, verdanke ich, dass Sie mir durch ihre Leistung im Büro viele Unannehmlichkeiten erspart blieben und ich mich voll auf das künstlerische Dasein stürzen konnte und kann. Im Laufe der Zeit entwickelten sich Aufträge in der Fahrzeug-, Möbel- und Industrielackierung, die vornehmlich durch meine Mitarbeiter durchgeführt wurden und auch heute noch werden. Mitte der neunziger hatte ich auf Grund des freundschaftlichen Verhältnisses zu meinem Farblieferanten, den die ungewöhnlichen Methoden hinter meinen Bestellungen immer interessierten, einen nicht gerade alltäglichen Auftrag. Ich fand mich beim Bemalen einer vollen Ravioli Dose wieder. Er hatte mich gebeten etwas „ungewöhnliches“ und „dreidimensionales“ in „Holz-Optik“ zu bemalen, ich dachte mir nicht viel dabei, besprühte sie, als wäre sie aus Wurzelholz und gab sie ihm in Hochglanz poliert mit.
Kurz darauf bekam ich von einer Luftfahrtfirma, die Flugzeuge ausbauen, den Auftrag die Innenseite einer Flugzeugtür (Kunststoff) in Holz-Optik zu besprühen bzw. zu bemalen. Aus einer Tür wurden Türen und aus Türen wurden Duschen, Waschbeckentops, Tische und ganze Flugzeuginneneinrichtungen. Jeder Auftrag ein Einzelstück, stets anders was Design, Belastbarkeit und Technik anging.
Wie einst bei den Motorrädern meiner Freunde individualisierte ich jetzt Designs für die Gestaltung der Innenausstattung in Flugzeugen. Egal ob Horn-, Holz- oder Steinoptik, auch Blattgold, silber und –platin, sowie freies Lackdesign gehören zu den Arbeiten mit denen ich auch heute noch experimentiere. Seit nunmehr 25 Jahren ist meine Sammlung an Farben, Mitteln, Stoffen und Erfahrung in diesem Bereich immer weiter gewachsen und doch schafft es jeder einzelne Auftrag meine Begeisterung und meine Experimentierfreudigkeit zu wecken. Das liegt neben der Tätigkeit an sich, natürlich auch an meinen Designerkolleg:innen aus der Luftfahrt, denen ich viele spannende (teilweise für unmöglich geglaubte) Herausforderungen verdanke und auf deren neue Ideen ich mich in Zukunft auch weiterhin freue. Denn auch wenn es manchmal stressig sein kann, fühle ich mich glücklicherweise immer noch, als würde ich in der Garage meiner Mutter und meinem Vater stehen und meinem Hobby nachgehen – auch wenn es heute das eigene Atelier ist.